Trans-Alpine-Run
Der Transalpine-Run – kurz TAR – ist ein einwöchiges Etappenrennen quer durch die Alpen mit Stationen in 4 Ländern: Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien. Dafür sind ca. 250 Kilometer mit 16.000 Höhenmetern, sprich 2x Mount Everest rauf und runter, zu überwinden.
6. September – Die Reise beginnt. Die benötigte Ausrüstung (inklusive Helm und „Schneeketten“ für die Schuhe) hat es gemeinsam mit „Team Laufen“ Eva-Maria und Bernhard sowie „Team Betreuung“ Kathrin und Steven ins Auto geschafft. In den kommenden Tagen würde sich nun zeigen, ob die Auskundschaftung aller erdenklichen Wege des Mistelbacher Waldes bzw. des Kahlenbergs als Vorbereitung für den TAR ausreichend war. 6 Stunden Fahrt später wurden wir in Garmisch-Patenkirchen von einer motivierenden Atmosphäre begrüßt: Über 800 Läuferinnen und Läufer aus allen möglichen Ländern waren am Start, ca. die Hälfte davon für die vollen 7 Tage.
Bereits Etappe Nummer 1 hatte es in sich: 43 Kilometer mit 2.500 positiven Höhenmetern und Temperaturen bis knapp 30°C. Ziel war es, sich trotz aller Vorfreude ausreichend zurückzuhalten, um auch an den folgenden Tagen noch Spaß haben zu können. Unter strahlend blauem Himmel ging es vorbei am märchenhaften Drachensee und via Grünsteinscharte in etwas mehr als 6 Stunden nach Nassereith. Ab in die Unterkunft gemäß dem Motto für die nächsten Tage: Run, eat, sleep, repeat.
Die 2. Etappe startete im Zielbereich des vorangegangenen Tages, so wie es auch im weiteren Verlauf der Woche sein würde. Zum zweiten (und letzten) Mal wurde Sonnencreme aufgetragen und anschließend der 2.372m hohe Tschirgant der Länge nach Richtung Imst zügig überschritten. Kathrin und Steven konnten diesen dank eines autogestoppten Pritschenwagens der Bergrettung vor allen anderen erreichen und kräftig anfeuern.
Etappe 3 zeichnete sich als äußerst herausfordernd ab: Ein durchgehender Anstieg von 1.800 Höhenmetern und dazu verschärfte Wetterbedingungen. Der Start um 6 Uhr wurde mit Stirnband, Handschuhen und Kleidung nach Zwiebelsystem vollzogen. Auf der 2.515m hohen Glanderspitze konnte so bei 1°C zumindest alles, was wirklich wichtig ist, einigermaßen bewegt und gespürt werden. Via Landeck ging es überraschend gut gelaunt zum Etappenziel nach See, wo wir uns nach 7 Stunden durchgehender Nässe endlich umziehen konnten.
Der 4. Tag setzte allerdings noch eins drauf: Es galt die 2.700m hohe Schmalzgrubenscharte zu überqueren, bei Temperaturen erstmals unter 0°C. Der Vorteil: Schnee ist weniger nass als Regen. Wir konnten es also kaum erwarten, endlich vom Tal ins Hochgebirge zu kommen. Die Freude wurde allerdings leider von Bauchkrämpfen getrübt, die Eva-Maria ob der unwirtlichen Bedingungen des gestrigen Tages heimsuchten. Mit Bernhard als mentalem Beistand im Rücken und dem Teamnamen (Von hier holt uns auch keiner ab) als Programm wurde aber auch diese Etappe nach 7,5 Stunden erfolgreich beendet. In den Sportgeschäften des Zielorts Ischgl wurden an diesem Tag sämtliche wasserdichte Handschuhe von frierenden Bergläufer*innen ausverkauft. Das Wetter sollte nämlich nur eine kurze Besserung erfahren.
Tag Nummer 5: Kein Regen, kein Schnee und kein leistbares Handynetz mehr – die Schweiz ruft. Und sie hieß uns mit herrlichem Sonnenschein willkommen. Nach den letzten beiden harten Tagen warteten heute 5 Stunden purer Trail-Genuss auf uns. Lediglich Eva-Marias linkes Knie begann im Downhill ein wenig zu protestieren. In Samnaun angekommen gaben die Physios des Events jedoch grünes Licht zum Weitermachen. Am Abend wurden beim täglichen Streckenbriefing interessante Neuigkeiten für den nächsten Tag offenbart: Der auf 2.800 Metern Seehöhe liegende Pass, über den wir morgen ins österreichische Nauders laufen sollten, würde über Nacht 25cm Neuschnee bekommen und mit lauschigen Temperaturen von bis zu minus 10°C auf uns warten.
Die 6. Etappe wurde wegen der geschilderten Wettersituation radikal abgeändert. Das Organisationsteam präsentierte uns seine wahrlich aus dem Hut gezauberte Ersatzroute über 35 Kilometer und 2.000 Höhenmeter mit Start im niedriger gelegenen Martina. So kam es, dass erstmals in der Geschichte des TARs direkt bergauf losgelaufen – oder besser gesagt: losgegangen – wurde. Seitdem Eva-Maria im Downhill mit Knieschmerzen zu kämpfen hatte, feierte sie (im Gegensatz zu ihrer herkömmlichen Präferenz) voller Elan jeden Anstieg. Dies spiegelte sich am Nachmittag in Bernhards ausgiebigen Erholungsschlaf wider.
Zum 7. und gleichzeitig letzten Mal ertönte im Startbereich ACDCs „Highway to Hell“. Das Ziel am Reschensee (der mit dem versenkten Kirchturm) war näher denn je, zumal aufgrund von noch mehr Neuschnee die höchsten Gipfel wieder aus dem Programm gestrichen werden mussten. Es stand also eine richtig süße Abschlussetappe mit 21 Kilometern und 1.200 Höhenmetern am Programm, auf die wir unsere Gelenke mit einer kleinen Einlaufrunde vorbereiteten. Trotz schneeigem Untergrund und ein paar Ausrutschern ging alles gut. Auf den letzten Downhill-Kurven und mit einem packenden Zielsprint konnten wir unsere beste Tagesleistung, Rang 3 in der Mixed-Klasse, erreichen. Die Emotionen im Ziel können nur die Bilder beschreiben.
Mit den Worten des Veranstalters: Der TAR war ein 4-Jahreszeiten-Urlaub, verpackt in einer Woche. Gesamt-Laufzeit: 37:27:07,2 (5. Platz , der Klassenwertung, 19. Gesamt)